"Brahmsstraße" ist nur ein ganz kleiner Teil des facettenreichen Lebens meiner fleißigen Mutter. Sie musste fleißig sein. Oder sagen wir: Sie war eine Frau, die immer von ihren eigenen Bedürfnissen wegsehen musste, schon weil ihr Ehemann gelähmt war.
Diese kleine Webseite, die ich "Brahmsstraße" nenne, ist eine Hommage an meine Mutter (externe Website, sehr interessant).
Elisabeth Siegmund-Schultze ist am 10. November 1929 in Hannover geboren und am 30. März 2020 in Leer gestorben.
Meine Mutter, Elisabeth, geborene Eike, zog zwei Kinder auf. Sie wusste (denke ich), dass das Leben für sie nicht leicht werden würde.
Sie war eine immer aktive Frau und Mutter. Sie arbeitete eine gewisse Zeitlang im Krankenhaus und anderswo, damit wir alle genug zu essen hatten. Sie hatte einen an Kinderlähmung (Polio) erkrankten Mann geheiratet.
Im Nachruf am 6. April 2020 sagte W. Heitz: "Elisabeth war verheiratet mit Hellmuth, ihrem Mann. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor ... Elisabeth hat das gelebt, was in der Bibel steht: Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz des Christus erfüllen."
Meine Mutter war eine wunderbare, sehr begabte Gartenarchitektin. Das war ihre Gabe. Sie hat in ihrem Leben zwei Gärten ganz "vom schwarzen Boden an" angelegt. Das Ergebnis kann man auf Fotos anschauen - und das kann sich sehen lassen!
Wir wohnten - als Familie - zuerst in Hannover und später dann in Leer, im schönen Ortsteil Loga.
Sie konzipierte zuerst in Hannover-Heidering einen schönen Garten; und dieser gehörte zu einem Haus, das sie und ihr Mann für uns günstig erworben hatten. So ganz ähnlich geschah es später auch in Leer (Ostfriesland), wo es ihr gelang, einen weiteren Garten zu entwerfen. Zu der Zeit waren wir Kinder aber schon aus dem Haus.
Meine Mutter nahm immer sehr selbstverständlich Kontakt zu Menschen auf, die Hilfe brauchten. Auch Flüchtlinge waren um 2015 gern bei ihr. Ja, das Beste, was meine Mutter gemacht hat: Sie begleitete alte Menschen zu Jesus! Das war schon etwas Besonderes in meinen Augen. Es ging dabei um alte oder sehr alte Menschen, die zunächst keine Ruhe fanden und nicht sterben wollten oder konnten, im Altenheim in Loga. Später, als der richtige Zeitpunkt gekommen war, kam Elisabeth zu ihnen und zeigte ihnen den Weg zu Jesus!
Hier unten ist der Garten in der Brahmsstraße in Leer zu sehen:
Eine gartenarchitektonisch vorbelastete Frau sagte einmal zu meiner Mutter im Anblick dieses Gartens: "Sagen Sie: Welcher Gartenarchitekt hat den schönen Garten entworfen?" - "Das war kein Gartenarchitekt; das war ich selbst."
Meine Mutter heiratete meinen Vater, obwohl er an Kinderlähmung erkrankt und gelähmt war. Meine Mutter hatte auch deswegen ein wirklich arbeitsreiches Leben, weil sie als Ehefrau, Hausfrau, Mutter und dann noch handwerklich und organisatorisch "unterwegs" war. Zwei Beispiele: Sie schob das motorisierte Fahrzeug an, in dem mein Vater saß. Das benzingetriebene Fahrzeug meines Vaters musste man nämlich anschieben, damit es fuhr. Zweitens und noch schwerer war das Heben und Hinübertragen des gelähmten Mannes in das Auto, was meine Mutter eine Zeitlang notwendig tun musste! - Das alles kann nicht jede Frau schaffen, denke ich.
Ein weiteres Beispiel, was sie alles machte: Meine Mutter war mit mir (Stefan) schwanger. Sie musste gerade das Dach reparieren, weil es Sturm gegeben hatte, und sie stand oben auf dem Dach, um Ziegel an den richtigen Platz zu rücken. Meine Großmutter, also ihre Schwiegermutter, sagte von unten: "Metti, pass auf mein Enkelkind auf!"
Ihr Hausarzt in Hannover sagte zu ihr: "Wenn Sie nicht öfters in Kur gehen, garantiere ich nicht für Sie." - So ernst war die Situation; und tatsächlich ging sie auch ab und zu in eine Kur. Bad Salzdetfurth war zum Beispiel einer der Kurorte, wo sie sich erholte.